9 Interview

Die "ätsch bätsch" Podcasterinnen
& was sie empowert

Ingrid Kapeller, Kathrin Hutter und Franziska Heiß aus dem Vinschgau und dem Sarntal sind
die Stimmen hinter dem Südtiroler Podcast
"ätsch bätsch". Locker und lustig besprechen
sie verschiedenste feministische Themen im Südtiroler Dialekt und möchten damit Frauen*
und Männer* in Südtirol bewegen. Ich durfte mit ihnen über das Thema Narrative, die "Pachler Zottl" und darüber, was sie empowert, sprechen.


Ingrid Kapeller:
Ich bin Ingrid und komme aus Taufers im Münstertal. Ich habe Gender Studies studiert und arbeite jetzt im Forum Prävention.

Franziska Heiß:
Ich bin Franziska, komme aus dem Sarntal,
wohne und arbeite jetzt in Bozen. Ich habe in Wien Grafik- und Informationsdesign studiert und bin seitdem als Grafikerin tätig und habe jetzt in Bozen ein Designstudio.

Kathrin Hutter:
Ich bin Kathrin, bin 28 Jahre alt und habe gerade meinen Master in Deutsch und Geschichte abgeschlosssen und fange bald an zu abreiten. Momentan genieße ich aber meine Freizeit.


Ihr habt euch ursprünglich als 4 Mädls 2022 zusammengetan und mit dem Podcast "ätsch bätsch" angefangen. Wie kam es dazu?


Kathrin: Ja, wir waren ursprünglich zu viert. Die Krissi war unsere vierte. Sie ist aber nach Wien gezogen und so ist die Zusammenarbeit mit der Distanz nicht mehr ausgegangen. Wir haben uns auf einer Hochzeit getroffen und miteinander gequatscht
und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sowas in Südtirol beziehungsweise im Vingschau braucht. Wir haben alle nicht gedacht, dass alles so schnell
in die Tat umgesetzt wird. Somit sind wir im Frühjahr 2022 gestartet und haben uns so langsam langsam weiterentwickelt.



Ihr behandelt Themen aus dem großen Spektrum Feminismus. Was liegt euch besonders am Herzen?


Ingrid: Ich glaube wir behandeln Themen aus allen Bereichen, weil wir sie nicht priorisieren können.
Alle Themen sind wichtig, alle Themen müssen mehr debattiert und diskutiert werden. Ich glaube schon, dass wir alle persönliche Vorlieben haben:
Über das eine reden wir lieber, über das andere weniger. Im Grunde genommen können wir jedem feministischen Thema etwas abgewinnen.
Die Themen in eine Rangordnung zu stellen ist, glaube ich, nicht zielführend und sinnvoll.

Ingrid Kapeller, Kathrin Hutter und Franziska Heiß aus
dem Vinschgau und dem Sarntal sind die Stimmen hinter dem Südtiroler Podcast "ätsch bätsch". Locker und lustig besprechen sie verschiedenste feministische Themen im Südtiroler Dialekt
und möchten damit Frauen* und Männer* in Südtirol bewegen.
Ich durfte mit ihnen über das Thema Narrative, die "Pachler Zottl" und darüber, was sie empowert, sprechen.


Ingrid Kapeller:
Ich bin Ingrid und komme aus Taufers im Münstertal. Ich habe Gender Studies studiert und arbeite jetzt im Forum Prävention.

Franziska Heiß:
Ich bin Franziska, komme aus dem Sarntal, wohne und arbeite jetzt
in Bozen. Ich habe in Wien Grafik- und Informationsdesign studiert und bin seitdem als Grafikerin tätig und habe jetzt in Bozen
ein Designstudio.

Kathrin Hutter:
Ich bin Kathrin, bin 28 Jahre alt und habe gerade meinen Master
in Deutsch und Geschichte abgeschlosssen und fange bald an
zu abreiten. Momentan genieße ich aber meine Freizeit.


Ihr habt euch ursprünglich als 4 Mädls 2022 zusammengetan
und mit dem Podcast ätsch bätsch angefangen. Wie kam es dazu?


Kathrin: Ja, wir waren ursprünglich zu viert. Die Krissi war
unsere vierte. Sie ist aber nach Wien gezogen und so ist
die Zusammenarbeit mit der Distanz nicht mehr ausgegangen.
Wir haben uns auf einer Hochzeit getroffen und miteinander gequatscht und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sowas
in Südtirol beziehungsweise im Vingschau braucht. Wir haben alle nicht gedacht, dass alles so schnell in die Tat umgesetzt wird.
Somit sind wir im Frühjahr 2022 gestartet und haben uns so
langsam langsam weiterentwickelt.



Ihr behandelt Themen aus dem großen Spektrum Feminismus.
Was liegt euch besonders am Herzen?


Ingrid: Ich glaube wir behandeln Themen aus allen Bereichen, weil wir sie nicht priorisieren können. Alle Themen sind wichtig, alle Themen müssen mehr debattiert und diskutiert werden. Ich glaube schon, dass wir alle persönliche Vorlieben haben: Über das eine reden wir lieber, über das andere weniger. Im Grunde genommen können wir jedem feministischen Thema etwas abgewinnen. Die Themen in eine Rangordnung zu stellen ist, glaube ich, nicht zielführend und sinnvoll.

Gab es Themen, die besonders gut oder besonders schlecht angenommen wurden, beziehungsweise Themen, die besonders zur Diskussion angeregt haben?


Franziska: Soweit ich mich erinnern kann, haben wir noch nie so richtig negatives Feedback bekommen. Es sind alle Themen sehr gut angekommen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Menschen, die das Thema Feminismus interessiert den Podcast hören und dann auch gutes Feedback geben.


Ingrid: Ich glaube auch, dass die Themen, die wir bis jetzt besprochen haben, wir auch selbst schon erlebt haben: Sei es jetzt Catcalling, sei es Carearbeit,
sei es Gewalt in irgendeiner Form. Deswegen glaube ich, dass sie bis jetzt alle sehr gut angekommen sind.


Franziska: Wir haben bis jetzt immer Themen aus unserer Lebenswelt genommen mit denen wir uns auch identifizieren können. Es gibt so viele Themen, dass wir noch gar nicht dazu gekommen sind, diese anzusprechen, da es so viel gibt, das in Südtirol stattfindet, über das wir reden können.



2022 gings mit der ersten Folge los. Welche Ziele hattet ihr am Anfang und wie haben diese sich verändert? Könnt ihr schon ein Fazit über eure Arbeit ziehen?


Franziska: ich glaube unser großes Ziel am Anfang war es den Podcast in Dialekt zu machen und
das Thema Feminismus nach Südtirol zu bringen, deswegen war es wichtig das Thema auch sprachlich zugänglicher zu machen. Wir haben probiert
die Themen sehr unterschwellig darzustellen. Deswegen hat es am Anfang auch immer eine erste Folge zu einem Thema gegeben, die nur 10 Minuten gedauert hat und in der das Thema ganz einfach
und unterschwellig eingeleitet wurde. Ein Ziel war
es auch eine jüngere Zielgruppe im Teenageralter anzusprechen. Wir haben im Laufe dieser zwei Jahre gemerkt, dass wir diese Zielgruppe nicht so sehr ansprechen und eher Menschen ab 25 bis 50 erreichen. Dass wir die Themen anfangs immer einfach und verständliche einleiten, kommt aber trotzdem sehr gut an. Das war für mich
eine Erkenntnis über die Zeit.



Durch euer Format Podcast arbeitet ihr mit Sprache. Wie wichtig ist es für euch die richtigen Narrative zu wählen? Was können Sprache und Narrative in den Köpfen verändern?


Ingrid: Ich finde es brutal wichtig: Ich mach jetzt kurz eine Klammer auf: Ich war kürzlich in einer Sitzung,
in der sich Männer dafür eingesetzt haben,
dass Carearbeit besser aufgeteilt wird. Natürlich finde ich es sehr gut, wenn Männer sich dafür einsetzten, aber sie haben das Thema so präsentiert, als hätten sie jetzt die zündende Idee gehabt.
An dieser Stelle habe ich auch eingehakt und gemeint wir müssen aufpassen, wie wir das Narrativ erzählen. Denn wenn wir die Männer darstellen,
als seien sie die ultimativen Heilsbringer, dann ist
das einfach nicht gut. Frauen fordern seit Jahrzenten eine Veränderung in dem Thema. Die Männer müssen sich einreihen in die Forderungen der Frauen, ansonsten geht das Narrativ der Frauen wieder verloren und wir haben wieder das Narrativ des starken Mann als Retter. Das würde natürlich sehr unterschwellig und unbewusst passieren,
aber es würde passieren, wenn man nicht genauer hinsieht. Aus diesem Grund finde ich das Narrativ, die Erzählweise und die Sprache so wichtig.
Es braucht unbedingt Figuren, wie zum Beispiel
Pippi Langstrumpf, die die Narrative brechen,
die Möglichkeiten aufzeigen und nicht
in Schubladen drängen.


Kathrin: ich denke auch… Sprache schafft Wirklichkeit und Wahrheiten!

Gab es Themen, die besonders gut oder besonders schlecht angenommen wurden, beziehungsweise Themen, die besonders zur Diskussion angeregt haben?


Franziska: Soweit ich mich erinnern kann, haben wir noch nie so richtig negatives Feedback bekommen. Es sind alle Themen sehr gut angekommen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Menschen, die das Thema Feminismus interessiert den Podcast hören und dann auch gutes Feedback geben.


Ingrid: Ich glaube auch, dass die Themen, die wir bis jetzt besprochen haben, wir auch selbst schon erlebt haben: Sei es
jetzt Catcalling, sei es Carearbeit, sei es Gewalt in irgendeiner Form. Deswegen glaube ich, dass sie bis jetzt alle sehr gut
angekommen sind.


Franziska: Wir haben bis jetzt immer Themen aus unserer Lebenswelt genommen mit denen wir uns auch identifizieren können. Es gibt
so viele Themen, dass wir noch gar nicht dazu gekommen sind,
diese anzusprechen, da es so viel gibt, das in Südtirol stattfindet, über das wir reden können.



2022 gings mit der ersten Folge los. Welche Ziele hattet ihr
am Anfang und wie haben diese sich verändert? Könnt ihr schon ein Fazit über eure Arbeit ziehen?


Franziska: ich glaube unser großes Ziel am Anfang war es den Podcast in Dialekt zu machen und das Thema Feminismus nach Südtirol zu bringen, deswegen war es wichtig das Thema auch sprachlich zugänglicher zu machen. Wir haben probiert die Themen sehr unterschwellig darzustellen. Deswegen hat es am Anfang auch immer eine erste Folge zu einem Thema gegeben, die nur 10 Minuten gedauert hat und in der das Thema ganz einfach und unterschwellig eingeleitet wurde. Ein Ziel war es auch eine jüngere Zielgruppe im Teenageralter anzusprechen. Wir haben im Laufe dieser zwei Jahre gemerkt, dass wir diese Zielgruppe nicht so sehr ansprechen und eher Menschen ab 25 bis 50 erreichen. Dass wir die Themen anfangs immer einfach und verständliche einleiten, kommt aber trotzdem sehr gut an. Das war für mich eine Erkenntnis über die Zeit.



Durch euer Format Podcast arbeitet ihr mit Sprache. Wie wichtig ist es für euch die richtigen Narrative zu wählen? Was können Sprache und Narrative in den Köpfen verändern?


Ingrid: Ich finde es brutal wichtig: Ich mach jetzt kurz eine Klammer auf: Ich war kürzlich in einer Sitzung, in der sich Männer dafür eingesetzt haben, dass Carearbeit besser aufgeteilt wird.
Natürlich finde ich es sehr gut, wenn Männer sich dafür einsetzten, aber sie haben das Thema so präsentiert, als hätten sie jetzt die zündende Idee gehabt. An dieser Stelle habe ich auch eingehakt
und gemeint wir müssen aufpassen, wie wir das Narrativ erzählen. Denn wenn wir die Männer darstellen, als seien sie die ultimativen Heilsbringer, dann ist das einfach nicht gut. Frauen fordern seit Jahrzenten eine Veränderung in dem Thema. Die Männer müssen sich einreihen in die Forderungen der Frauen, ansonsten geht
das Narrativ der Frauen wieder verloren und wir haben wieder
das Narrativ des starken Mann als Retter. Das würde natürlich sehr unterschwellig und unbewusst passieren, aber es würde passieren, wenn man nicht genauer hinsieht. Aus diesem Grund finde ich
das Narrativ, die Erzählweise und die Sprache so wichtig. Es braucht unbedingt Figuren, wie zum Beispiel Pippi Langstrumpf, die die Narrative brechen, die Möglichkeiten aufzeigen und nicht
in Schubladen drängen.


Kathrin: ich denke auch… Sprache schafft Wirklichkeit
und Wahrheiten!

Ingrid: "Ich finde Solidarität sehr empowernd. Mich empowern andere Menschen, die mir etwas zutrauen."

Ingrid: "Ich finde Solidarität sehr empowernd. Mich empowern andere Menschen,
die mir etwas zutrauen."

Das Thema Sprache und Narrative bringt uns direkt zu dem Thema Geschichten. Habt ihr einen Bezug zu den Dolomitensagen. Wenn ja, welchen?

Kathrin: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich
in naher Vergangenheit nicht so sehr mit Sagen aus dem Dolomitengebiet beschäftigt habe. Als Kind hat man in der Schule von Sagen gehört aber nicht weiter vertieft.

Ingrid: Ich auch nicht, auch nicht in ferner Vergangenheit. Bei uns im Vinschgau wurde
das nicht so sehr thematisiert, glaube ich.


Gibt es andere Geschichten aus eurer Umgebung zu denen ihr einen Bezug habt und in irgendeiner Weise für euch als Frauen besonders sind?

Franziska: Ich kenne die Geschichte der Pachlerzottl bei uns im Sarntal. Ich finde diese Geschichte hat mich schon beschäftigt. Aus ihr kann man sehr gut lesen, wie es früher Frauen ergangen ist, die etwas sehr gut konnten oder ein umfangreiches Wissen hatten und wie sie dadurch schlecht gemacht und klein gehalten wurden. So eine Geschichte macht schon was mit einem… Das suggeriert ja,
dass Frauen, die ihr eigenes Ding machen immer belächelt und klein gemacht werden. Im Fall
der Pachlerzottl ist es sehr brutal ausgegangen…
Sie wurde verbrannt.

Kathrin: Ich glaube, dass Geschichten einen sehr großen Einfluss auf Kinder haben. Nehmen wir
das Beispiel der Grimmmärchen. Sie sind sehr brutal und es gibt feste Rollenbilder. Mir ist auch gerade das Nibelungenlied eingefallen. Ich habe meine Bachelorarbeit zum Thema Frauen und Gewalt im Nibelungenlied geschrieben. Dort sind auch
die Rollen der Frauen sehr spannend. Die einzige Frau im Nibelungenlied, die Gewalt ausüben konnte, war Brünhild und das nur so lange bis sie keine Jungfrau mehr war. In der Hochzeitsnacht, in der sie von zwei Männern überwältigt werden musste,
hat sie ihre ganzen Kräfte verloren. Das sind alles
so spannende Aspekte, die sich durch diese Geschichten durchziehen…

Ingrid: In der griechischen Mythologie ist es ja
auch immer Thema, dass Frauen aufgrund
von Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu Furien gemacht werden, Medusa zum Beispiel.

Kathrin: Ja genau. Und wenn sie sich dann rächen, müssen sie immer mit dem Tod bestraft werden.
Das ist keine durch und durch erfolgreiche Racheaktion. Die Frau, die ein Schwert trägt und jemanden enthauptet ist keine Frau mehr und muss in der Erzählung sterben. Sie erfährt auch nicht Mitleid für ihre Tat und die Umstände, die dazu führten, weil es einfach nicht ihrer Geschlechterrolle entspricht.


Die Dolomtiensagen, die sich ja sehr von traditionellen Geschichtsträngen unterscheiden und in welchen die Frauen die handelnden Personen sind und nicht den typischen Geschlechterrollen entsprechen, dafür aber auch nicht bestraft werden, können ja sehr empowernd sein, Normen durchbrechen, eine Alternative aufzeigen… Was empowert euch?

Kathrin: Ganz viel… Austausch mit Menschen.
Ich habe ein kleines Beispiel: Es gibt so eine Seite
auf Instagram, die sehr informative und bestärkende Posts zu umfassende feministische Themen macht. Einmal ging es um die Körperbehaarung und darum, wie krass es eigentlich ist, dass wir Frauen gesellschaftlich gezwungen werden, uns zu rasieren. Und wenn ich dann auch die Kommentare durchlese, in denen man mega viel Zuspruch bekommt, dann ist das sehr bestärkend.

Ingrid: Ich finde Solidarität sehr empowernd.
Mich empowern andere Menschen, die mir etwas zutrauen. Wenn zum Beispiel Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen sagen: "Mochsch du des?"
Und ich mir nicht sicher bin, ob ich das schaffe
und sie meinen: "Nana, des mochsch du schun!"
Einfach so kleine bestärkende Sätze, mit denen man gefördert und gepusht wird und man weiß, man
hat Rückhalt und man ist nicht allein.

Franziska: Mich empowert auch so etwas ähnliches: Ich merke, dass ich in letzter Zeit viel mehr Frauen als Kundinnen habe und deswegen in Frauenteams arbeite. Wir sind mittlerweile auch in unserem internen Team mehr Frauen als Männer und das finde ich sehr cool! Man steckt gegenseitig Vertrauen
in die Frauenexpertise. Es macht tatsächlich einen Unterschied, wenn die Teams diverser sind und man nicht nur Männer als Kunden hat.


Wie sieht euer Ausblick in die Zukunft mit dem Podcast aus? Was wollt ihr noch erreichen und bewirken?

Franziska: Ich glaube auf unserer Liste stehen noch einige Themen, die wir gerne behandeln würden.
Wir möchten aber in Zukunft den Podcast ein wenig reduzieren. Ätsch Bätsch soll nicht nur damit in Verbindung gebracht werden. Wir überlegen auch andere Formate zu machen, weil die Arbeit mit Menschen sehr schön ist. Wir überlegen in Zukunft mehr in diese Richtung zu gehen. Workshops in Schulen haben wir zum Beispiel schon gemacht… Insgesamt glaube ich, wollen wir einfach nur
eine wenig Feminismus verstreuen in alle Löcher
der Gesellschaft mit allen möglichen Formaten…

Das Thema Sprache und Narrative bringt uns direkt zu dem Thema Geschichten. Habt ihr einen Bezug zu den Dolomitensagen.
Wenn ja, welchen?

Kathrin: Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich in naher Vergangenheit nicht so sehr mit Sagen aus dem Dolomitengebiet beschäftigt habe. Als Kind hat man in der Schule von Sagen gehört aber nicht weiter vertieft.

Ingrid: Ich auch nicht, auch nicht in ferner Vergangenheit. Bei uns
im Vinschgau wurde das nicht so sehr thematisiert, glaube ich.


Gibt es andere Geschichten aus eurer Umgebung zu denen ihr einen Bezug habt und in irgendeiner Weise für euch als Frauen besonders sind?

Franziska: Ich kenne die Geschichte der Pachlerzottl bei uns im Sarntal. Ich finde diese Geschichte hat mich schon beschäftigt.
Aus ihr kann man sehr gut lesen, wie es früher Frauen ergangen ist, die etwas sehr gut konnten oder ein umfangreiches Wissen hatten und wie sie dadurch schlecht gemacht und klein gehalten wurden. So eine Geschichte macht schon was mit einem… Das suggeriert ja, dass Frauen, die ihr eigenes Ding machen immer belächelt und klein gemacht werden. Im Fall der Pachlerzottl ist es sehr brutal ausgegangen…Sie wurde verbrannt.

Kathrin: Ich glaube, dass Geschichten einen sehr großen Einfluss auf Kinder haben. Nehmen wir das Beispiel der Grimmmärchen. Sie sind sehr brutal und es gibt feste Rollenbilder. Mir ist auch gerade das Nibelungenlied eingefallen. Ich habe meine Bachelorarbeit zum Thema Frauen und Gewalt im Nibelungenlied geschrieben. Dort sind auch die Rollen der Frauen sehr spannend. Die einzige Frau im Nibelungenlied, die Gewalt ausüben konnte, war Brünhild und das
nur so lange bis sie keine Jungfrau mehr war. In der Hochzeitsnacht, in der sie von zwei Männern überwältigt werden musste, hat sie ihre ganzen Kräfte verloren. Das sind alles so spannende Aspekte, die sich durch diese Geschichten durchziehen…

Ingrid: In der griechischen Mythologie ist es ja auch immer Thema, dass Frauen aufgrund von Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu Furien gemacht werden, Medusa zum Beispiel.

Kathrin: Ja genau. Und wenn sie sich dann rächen, müssen sie
immer mit dem Tod bestraft werden. Das ist keine durch und durch erfolgreiche Racheaktion. Die Frau, die ein Schwert trägt und jemanden enthauptet ist keine Frau mehr und muss in der Erzählung sterben. Sie erfährt auch nicht Mitleid für ihre Tat und die Umstände, die dazu führten, weil es einfach nicht ihrer Geschlechterrolle entspricht.


Die Dolomtiensagen, die sich ja sehr von traditionellen Geschichtsträngen unterscheiden und in welchen die Frauen
die handelnden Personen sind und nicht den typischen Geschlechterrollen entsprechen, dafür aber auch nicht bestraft werden, können ja sehr empowernd sein, Normen durchbrechen, eine Alternative aufzeigen… Was empowert euch?

Kathrin: Ganz viel… Austausch mit Menschen. Ich habe ein kleines Beispiel: Es gibt so eine Seite auf Instagram, die sehr informative
und bestärkende Posts zu umfassende feministische Themen macht. Einmal ging es um die Körperbehaarung und darum, wie krass es eigentlich ist, dass wir Frauen gesellschaftlich gezwungen werden, uns zu rasieren. Und wenn ich dann auch die Kommentare durchlese, in denen man mega viel Zuspruch bekommt, dann ist das
sehr bestärkend.

Ingrid: Ich finde Solidarität sehr empowernd. Mich empowern andere Menschen, die mir etwas zutrauen. Wenn zum Beispiel Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen sagen: "Mochsch du des?" Und ich mir nicht sicher bin, ob ich das schaffe und sie meinen: "Nana,
des mochsch du schun!" Einfach so kleine bestärkende Sätze,
mit denen man gefördert und gepusht wird und man weiß, man hat Rückhalt und man ist nicht allein.

Franziska: Mich empowert auch so etwas ähnliches: Ich merke,
dass ich in letzter Zeit viel mehr Frauen als Kundinnen habe und deswegen in Frauenteams arbeite. Wir sind mittlerweile auch in unserem internen Team mehr Frauen als Männer und das finde ich sehr cool! Man steckt gegenseitig Vertrauen in die Frauenexpertise. Es macht tatsächlich einen Unterschied, wenn die Teams diverser sind und man nicht nur Männer als Kunden hat.


Wie sieht euer Ausblick in die Zukunft mit dem Podcast aus?
Was wollt ihr noch erreichen und bewirken?

Franziska: Ich glaube auf unserer Liste stehen noch einige Themen, die wir gerne behandeln würden. Wir möchten aber in Zukunft den Podcast ein wenig reduzieren. Ätsch Bätsch soll nicht nur damit in Verbindung gebracht werden. Wir überlegen auch andere Formate zu machen, weil die Arbeit mit Menschen sehr schön ist. Wir überlegen in Zukunft mehr in diese Richtung zu gehen. Workshops in Schulen haben wir zum Beispiel schon gemacht… Insgesamt glaube ich, wollen wir einfach nur eine wenig Feminismus verstreuen in alle Löcher der Gesellschaft mit allen möglichen Formaten…